Vom Großen Ochsenauge bis zum Augsburger Bär: Langzeitbeobachtung der Schmetterlinge in Österreich erfolgreich gestartet (Pressemitteilung)
13.000 Schmetterlinge an 50 Standorten: Seit einem Jahr werden in Österreich regelmäßig und systematisch Schmetterlinge gezählt. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Beobachtung der Biodiversität. Dem gemeinsamen Engagement von Forschenden der Universität Innsbruck und der Tiroler Landesmuseen sowie der Finanzierung durch den Biodiversitätsfonds des Klimaschutzministeriums (BMK) ist es zu verdanken, dass mit dem österreichweiten kontinuierlichen Beobachten der Schmetterlingsbestände auch im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle übernommen wird. Wer die Beobachtungen unterstützen möchte, kann auch selbst aktiv werden.
Der Schutz und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt ist neben dem Kampf gegen die Klimakrise eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Um den Zustand und die Veränderungen der Biodiversität zu erfassen, ist ein umfassendes bundesweites Biodiversitäts-Monitoring unerlässlich. Nur mit einer guten Datengrundlage sind wissensbasierte Entscheidungen für den erfolgreichen Schutz von Lebensräumen möglich. Das Viel-Falter Schmetterlings-Monitoring leistet einen wichtigen Beitrag zum österreichweiten Biodiversitäts-Monitoring sowie einem zukünftigen EU-weiten Bestäuber-Monitoring.
„Um der Biodiversitätskrise erfolgreich entgegenzusteuern – also den voranschreitenden Verlust der für uns Menschen so wichtigen Natur aufzuhalten und diesen Trend umzukehren – müssen wir vorausschauend und konsequent handeln“, betont Johannes Rüdisser, Biodiversitätsforscher an der Universität Innsbruck und Leiter des Viel-Falter Monitorings. „Voraussetzung dafür sind wissenschaftlich fundierte Daten. Für die Schmetterlinge, die auch stellvertretend für viele andere Insekten stehen, können wir diese wichtigen Grundlagen in den nächsten Jahren liefern“, zeigt sich Rüdisser begeistert.
Im ersten Jahr des österreichweiten Schmetterlings-Monitorings wurden über 13.000 einzelne Schmetterlinge in 556 verschiedenen Arten (97 Tag- und 459 Nachtfalter) beobachtet. Der häufigste und weitverbreitetste Tagfalter war das Große Ochsenauge. Mit dem Schmetterlings-Monitoring sollen vor allem die Bestände relativ häufiger Arten beobachtet und Veränderungen festgestellt werden. Diese Arten haben viele wichtige ökologische Funktionen, da sie beispielsweise Pflanzen bestäuben oder Brutvögeln als Nahrung dienen. Im letzten Jahr wurden dabei aber auch seltene und bemerkenswerte Arten wie der Augsburger Bär oder der große Feuerfalter beobachtet.
„Der Erhalt der Biodiversität – und damit unserer Lebensgrundlage – ist eine der wichtigsten und herausforderndsten Aufgaben unserer Zeit. Insekten sind von wesentlicher Bedeutung für unsere Biodiversität und Grundlage für das Funktionieren von Ökosystemen. Sie sind natürliche Schädlingbekämpfer, Bestäuber von Nutzpflanzen und Bodenverbesserer. Umso mehr freut es mich, dass das vom Biodiversitätsfonds finanzierte Schmetterlings-Monitoring bereits im ersten Jahr so erfolgreich umgesetzt werden konnte. Genau solche Monitoring-Maßnahmen braucht es – sie sind eine entscheidende Säule der Österreichischen Biodiversitätsstrategie“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Die Schmetterlingserhebungen fanden 2023 an 50 Standorten statt. In den nächsten drei Jahren kommen jeweils 50 weiter Standorte dazu. Nach vier Jahren beginnen die Beobachtungen erneut an den Standorten des ersten Jahres. Mit 200 systematisch ausgewählten Erhebungsstandorten in ganz Österreich und zusätzlich je 100 Standorten in Tirol und Vorarlberg verfügt Österreich über ein ausgezeichnetes Beobachtungsnetz, mit dem sich Veränderungen der Schmetterlingsbestände gezielt dokumentieren lassen.
Das Viel-Falter Monitoring wird vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck gemeinsam mit dem Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen und weiteren wichtigen Kooperationspartnern in ganz Österreich, unter anderem inatura, Stiftung Blühendes Österreich, Land Vorarlberg, Land Tirol sowie EURAC Bozen, umgesetzt.
„Die Tiroler Landesmuseen und die Universität Innsbruck arbeiten seit vielen Jahren sehr erfolgreich zusammen. Die gemeinsam umgesetzten Langzeitbeobachtungen von Tagfaltern zeigen, wie die Vorteile fundierter wissenschaftlicher Erhebungen mit dem begeisterten Einsatz unzähliger Freiwilliger auf gewinnbringende Art und Weise kombiniert werden können“, betont der Schmetterlingsexperte und Leiter der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen Peter Huemer.
Link zum Jahresbericht 2023: www.viel-falter.at/ergebnisse/veroeffentlichungen/
Weitere Informationen: www.viel-falter.at
Rückfragehinweis:
Dr. Johannes Rüdisser
Institut für Ökologie
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507-51617
E-Mail: johannes.ruedisser@uibk.ac.at
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