Neue Karten zur Tagfaltervielfalt

Schachbrettfalter (Melanargia galathea)

Untersuchung der Artenzahl und Häufigkeit von Tagfaltern in Westösterreich

11.02.2025 – Unsere neue Studie zu räumlichen Muster der Schmetterlingsvielfalt in Westösterreich wurde in der renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Diversity and Distributions“ veröffentlicht. Dabei haben wir die Artenzahl und die Häufigkeit von Tagfaltern auf Grasland-Lebensräumen in Tirol und Vorarlberg untersucht. Für die Analysen kombinierten wir die Viel-Falter Erhebungsdaten mit öffentlich zugänglichen Fernerkundungsdaten. So konnten wir eine Karte erstellen, die das räumliche Muster der Tagfaltervielfalt abbildet. Darüber hinaus untersuchten wir, welche Einflussfaktoren diese Muster prägen. Die interaktive Onlinekarte mit der berechneten Artenzahl ist hier abrufbar.

Tagfalter sind nicht nur schön anzuschauen, sondern auch ein beliebtes Forschungsobjekt. Sie lassen sich vergleichsweise gut im Gelände beobachten und bestimmen. Tagfalter kommen in unterschiedlichen Lebensräumen vor und sind zum Teil hoch-spezialisiert an bestimmte Bedingungen angepasst. Zudem reagieren viele Arten sehr sensibel auf Veränderungen in ihrem Lebensraum und sind repräsentativ für viele andere Insektenarten. Sie eignen sich daher auch sehr gut, um stellvertretend für andere Insektenarten räumliche Muster und Veränderungen von Biodiversität zu erforschen. Daher werden sie auch EU-weit als Indikatoren verwenden.

Im Viel-Falter Monitoring wird eine große Anzahl an Flächen jedes Jahr untersucht. Wir können daher sehr genau sagen, welche Arten dort vorkommen und wie viele. Auch wenn die Flächen so ausgewählt wurden, dass sie die unterschiedlichen Grasland-Lebensräume in der Projektregion gut repräsentieren, bleiben die Daten zunächst auf relativ wenige Flächen beschränkt. Als Basis für gezielte Naturschutzmaßnahmen in der Region und zur Information von Entscheidungsträgern sind allerdings flächige Informationen zum Zustand der Biodiversität wichtig. Wir haben daher in der jetzt veröffentlichten Studie „Mapping butterfly species richness and abundance in mountain grasslands – spatial application of a biodiversity indicator“ die Daten aus dem Monitoring mit Fernerkundungsdaten zusammengebracht, um die Artenzahl und Häufigkeit der Tagfalter in ganz Westösterreich zu modellieren.

Basierend auf Satellitendaten haben wir zum einen lokale Eigenschaften der Grasland-Lebensräume und topografische Informationen wie die Höhenlage und die Hangneigung berechnet. Zusätzlich haben wir Informationen zu der Landschaft rund um die Flächen abgeleitet, da auch diese die Tagfaltergemeinschaften prägt. Hier wurden unter anderem der Anteil versiegelter Flächen, die Länge von Waldrändern und Gehölzstrukturen und der Anteil an Grasland-Lebensräumen bestimmt. Basierend auf diesen Daten und den Tagfalter-Erhebungen an 175 Standorten haben wir die Artenzahl und die Häufigkeit von Tagfaltern für Grasland-Lebensräume in Tirol und Vorarlberg abgeleitet. Insbesondere für die Artenzahl hat sich die Methodik als gut geeignet erwiesen. Die Ergebnisse der Studie sind bereits in der interaktiven Karte von Viel-Falter hinterlegt (oben rechts den Layer „modellierte Artenzahl“ auswählen).

Abbildung aus der Studie „Mapping butterfly species richness and abundance in mountain grasslands – spatial application of a biodiversity indicator“. Die Karte zeigt die modellierte Artenzahl in Grasland Lebensräumen in Tirol und Vorarlberg.

Zusätzlich haben wir ausgewählte Einflussfaktoren näher untersucht. Wie in einer Bergregion zu erwarten, wirkt sich die Topografie auf die Tagfalter aus. Artenzahl und Gesamthäufigkeit von Tagfaltern sind in mittleren Höhenlagen und auf Südhängen am höchsten. Während in hohen Lagen die Artenzahl natürlicherweise abnimmt, ist in Tallagen vor allem der menschliche Einfluss für die niedrigen Werte verantwortlich. Zudem hat unsere Studie gezeigt, dass Flächen mit einer mittleren Produktivität besonders artenreich sind. Intensiv genutzte Wiesen und Weiden bieten nur wenigen Arten einen Lebensraum und auch sehr karge Flächen insbesondere im Hochgebirge stellen eine Herausforderung dar. Außerdem konnten wir zeigen, dass sich Gehölzstrukturen und Waldrandbereiche in der Umgebung positiv auf Artenzahl und Häufigkeit von Schmetterlingen auswirken. Sie bieten vielfältige Lebensräume und Ressourcen für Tagfalter und erhöhen damit die Vielfalt der vorkommenden Falter.

Wir bedanken uns bei allen Erheber*innen, die zu dem großen Datenbestand des Viel-Falter Monitorings beigetragen haben und natürlich auch den Fördergebern des Viel-Falter Monitorings: dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) im Rahmen des österreichischen Biodiversitätsfonds, der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol, der Abteilung Umweltschutz des Landes Vorarlberg, der inatura sowie der Stiftung Blühendes Österreich.

Barkmann, F., Tasser, E., Tappeiner, U., Huemer, P., Schattanek-Wiesmair, B., Lechner, K., Ortner, A. and Rüdisser, J. (2025), Mapping Butterfly Species Richness and Abundance in Mountain Grasslands—Spatial Application of a Biodiversity Indicator. Divers Distrib, 31: e70000. https://doi.org/10.1111/ddi.70000

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